Gehören Sie auch zu den unternehmungslustigen Menschen, die bei Wind und Wetter gerne draußen sind? Dann wissen Sie bestimmt auch, wie laut der Wind gelegentlich über die Hörgeräte fegt.

Exponierte Lage: Mikrofone im Wind

Hörgeräte sind heutzutage echte Allrounder, Sie können sie auch dann tragen, wenn Sie in der freien Natur aktiv werden. Egal, ob Sie Ihre morgendliche Jogging-Runde drehen, einen Spaziergang an der Nordsee machen oder in den Bergen wandern: Ihre Hörgeräte sind selbstverständlich dabei.

Oft werden die Hörgeräte oben auf oder hinter der Ohrmuschel getragen. Direkt unter der Gehäuseschale sind die beiden Mikrofone angeordnet, sodass sie dem Wind unmittelbar ausgesetzt sind. Das kann ganz schön laut werden und eine Unterhaltung deutlich erschweren.

Eine Frau sitzt draußen am Tisch, vor ihr ein Kaffeebecher und daben ein Headset

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Eine gute Windgeräuschunterdrückung minimiert den Wind so stark, dass man trotzdem gut verstehen kann.

Der unsichtbare Fellanzug

Ein Reporter, der draußen im Freien ein Interview führt, muss sein Mikrofon mit einem dicken Fellüberzug schützen. Täte er das nicht, würden wir im Fernsehen kein Wort verstehen, sondern nur ein heftiges Rauschen hören.

Wir könnten natürlich die Hörgeräte ebenfalls in einen gemütlichen Fellanzug stecken, aber das wäre weder schön, noch bequem und schon gar nicht unauffällig. Deshalb haben moderne Hörgeräte einen virtuellen Fellüberzug integriert.

Damit die Windgeräuschunterdrückung wirken kann, muss der Wind zunächst identifiziert werden. Das gelingt sehr zuverlässig, weil die Verwirbelungen ein ganz eigenes, charakteristisches Muster an den Mikrofonen erzeugen. Sobald das Hörgerät den Wind erkannt hat, gibt es zwei Methoden, um ihn zu unterdrücken:

Der Wind wird gezähmt

Die erste Methode schaltet zunächst ein Mikrofon ab, sodass die eintretende Schallmenge bereits am Eingang zum Hörgerät reduziert wird. Zusätzlich werden die tiefen Töne leiser gestellt, weil Windgeräusche überwiegend im Tieftonbereich auftreten. So ist der Wind nicht mehr störend, und der Lautstärkeeindruck ist wesentlich komfortabler.

Sprache trotzt dem Wind

Die zweite, neuere Methode geht noch einen Schritt weiter. Sie stellt nicht nur einen guten Hörkomfort sicher, sondern sorgt außerdem für ein verbessertes Sprachverstehen. Wind tritt fast immer auf einer Kopfseite viel stärker auf als auf der anderen. Das bedeutet: Auf einem Ohr ist der Wind sehr laut und störend, auf der anderen Seite kommt das Sprachsignal noch relativ deutlich an.

Jetzt kommt die Funkverbindung zwischen dem rechten und dem linken Hörgerät ins Spiel. Das Ausgangssignal auf der Seite mit dem guten Sprachsignal wird auf die andere Kopfseite hinüber kopiert. Der Wind im anderen Hörgerät wird also einfach überschrieben und ist damit nicht mehr störend. Das Erkennen und Kopieren geschehen übrigens innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Dadurch behalten Sie die volle Bewegungsfreiheit. Wenn Sie also Ihren Kopf drehen oder weiterlaufen und der Wind die Seite wechselt, stellt sich Ihr Hörgerät blitzschnell darauf ein. Sie selbst müssen gar nichts weiter tun, um die Windgeräuschunterdrückung zu nutzen. Sie muss lediglich einmal aktiviert und an Ihre Bedürfnisse angepasst werden, danach funktioniert sie vollautomatisch.

Portrait von Cornelia Rill

„Hörgeräte sind heute robust wie nie“

Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie mit Hörgeräten mal in den Regen kommen. Spezielle Nanobeschichtungen lassen das Wasser einfach abperlen. Überhaupt beobachten wir schon seit Jahren, dass Hörgeräte immer stabiler und widerstandsfähiger werden. Einem aktiven Alltag steht also nichts im Weg.

Cornelia Rill, Hörakustikmeisterin

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